Jahresbericht

„Jetzt kommst du“ – mit übergroßen Werbeanzeigen hat unsere Diakonie in diesen Wochen auf ihr Personalmarketing-Projekt hingewiesen und damit nach innen und außen auch ihre Größe, Vielfältigkeit und Relevanz für den Kreis Recklinghausen gezeigt. –  (Jahresbericht Diakoniepfarrer für die Kreissynode 2019)Tatsächlich rückt die Mitarbeitenden-Perspektive immer stärker in den Vordergrund der professionellen Diakonie: Diversität, Demographie und Digitalisierung – diese drei „Ds“ prägen unsere Arbeit, bei allen fachlichen Herausforderungen, etwa das Bundesteilhabegesetz gesetzliche Veränderungen in der Pflege und in den Werkstätten.

Von entscheidender Bedeutung bleiben aber die regionalen Bezüge des kreiskirchlichen Werkes zu den Gemeinden vor Ort. Diakonie und Kirche sind gemeinsam nur so gut, wie die Menschen vor Ort bereit sind, die Beziehung mit Leben zu füllen. Allein Beispiele aus den letzten Wochen und Monaten stehen für viel mehr Aufbrüche und Verbindungen, als man gemeinhin glaubt: Konfirmierte aus Haltern spenden bewusst für die Frauenhäuser im Kreis. Das inklusive Theaterensembles von Haus Jona hatte eine wunderbare Aufführung in der Dreifaltigkeitskirche Marl. Ein Repair-Café findet einmal monatlich abwechselnd in der Hertener Erlöserkirche oder der Westerholter Thomaskirche statt. Die Diakonie Station Datteln gehört traditionell auf den Adventsmarkt der Gemeinde. Im Konfirmandenunterricht in Oer-Erkenschwick war die Suchtberatung zum – auch für Jugendliche – drängenden Thema „Spielsucht“ zu Gast.

 

Kirche und Diakonie sind im Stadtteil oft gemeinsam unterwegs: In Oer-Erkenschwick modernisieren wir das Matthias-Claudius-Zentrum und errichten auf am angrenzenden „Kirmesplatz“ ein Appartementgebäude – jeweils bezogen auf den Entwicklungsprozess der Gemeinde. In Waltrop sind wir in das Quartier „Adamsstraße“ gestartet, in dem Menschen verschiedener Herkünfte leben. Kirchengemeinde und Diakonie üben den Schulterschluss beim Quartiersbüro am Maler Stern, damit die Stadtentwicklung der nächsten Jahre für die Menschen vor Ort einen Nutzen hat. Mit dem Ehrenamtsprojekt „Montagsmaler“ ist die Diakonie im Stadtteil rund um das Haus Abendsonne in Recklinghausen unterwegs. Die Liste ließe sich mit weiteren beeindruckenden Beispielen erweitern, über die anderen alltäglichen Bezüge hinaus.

 

Innerhalb des Kirchenkreises ist die Diakonie weiterhin in der Koordinierung der Flüchtlingsarbeit am Tisch. Als Trägerin der beiden Integrationsagenturen im Kreis Recklinghausen und des Hauses der Kulturen in Herten und als Akteurin von Stadtteilarbeit in verschiedenen Kommunen hat die Diakonie täglich auch mit Menschen mit Migrationshintergrund zu tun.

 

Im vergangenen Jahr ist es gelungen, in einem gemeinsamen Projekt mit beiden diakonischen Werken und dem Kirchenkreis über die zukünftige Arbeit des Freiwilligenreferats des Kirchenkreises nachzudenken. Wir bieten gemeinsam im Jahreslauf weiterhin rund 150 jungen Menschen einen Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr in kirchlichen, zumeist aber diakonischen Einsatzstellen an. Dieses für ganz NRW einmalige Recklinghäuser Modell soll und wird auch über den Ruhestand der beiden Referenten stetig gehalten werden. Gleichzeitig haben wir für Verbesserungen in der Begleitung vor Ort gesorgt und Standards verabredet. Eine frische Werbekampagne hat mit dazu beigetragen, dass die Evangelische Kirche im Vergleich zu anderen Trägern die Zahl der FSJler in derzeit hoher Zahl hat beibehalten können.

 

Die Landeskirche finanziert keine pastoralen Dienstaufträge mehr in der Altenheimseelsorge. Die Gemeinden können und sollen an der Stelle, wo Ilona Klaus bisher tätig war den Dienst aber auch nicht zusätzlich übernehmen, zumal das Diakonische Werk in seinen Einrichtung das Versprechen macht, dass Bewohnerinnen und Bewohner ein ordentliches Seelsorgeangebot erhalten. Insofern haben wir uns gemeinsam mit allen Akteuren auf den Weg gemacht, um für die Altenheime in Oer-Erkenschwick und Recklinghausen verlässliches Seelsorge-Netzwerk zu entwickeln, das mit weniger Hauptamtlichkeit auskommt – und auch ohne einen eigenen spezifischen pastoralen Dienst. Die Kirchengemeinden vor Ort, Ehrenamtliche, Besuchs- und Sterbebegleitkreise und der ambulanter Hospizdienst – alles schon vorhandene Strukturen! – übernehmen einzelne Aufgaben, möglichst zukünftig flankiert von Begleitung und Ausbildung Ehrenamtlicher durch den Kirchenkreis.

 

Jahrelange Lobbyarbeit für erwerbslose Menschen in unserer Region hat sich ausgezahlt: Was unter anderem Kirchenkreis und Diakonie im Vestischen Appell gemeinsam gefordert haben, nämlich die Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes, in dem Langzeitarbeitslose nicht von einer Maßnahme in die nächste geschickt werden, ist im neuen Teilhabechancengesetz der Bundesregierung zu einem guten Teil umgesetzt. Langzeitarbeitslose erhalten Zugang zu regulären Arbeitsverhältnissen, die über fünf Jahre mit hohen Lohnkostenzuschüssen unterstützt werden (100%, degressiv sinkend auf 70%). Dieses Programm eignet sich auch wunderbar für Anstellungsverhältnisse in Kirchengemeinden.

 

Das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen hat das „Haus der Diakonie“ bezogen, das ehemalige Haus Simeon am Elper Weg: Dort sind nun erstmals alle Geschäftsfelder und Dienstleistungszentren vereint unter einem Dach. An der Präsenz der Diakonie in den Regionen, etwa durch die Dienstehäuser, ändert sich nichts. Der Umzug wurde nötig durch die Zusammenlegung der kreiskirchlichen Verwaltungen in der Limperstraße. Da das Haus Simeon aufgrund der Altenheimgesetze nicht mehr weiterentwickelt werden konnte, haben wir uns nach reiflicher Überlegungen im Jahre 2017 für die Schließung des Hauses entschieden. Hinter dem Haus ist ersatzweise eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz entstanden. So bleibt der Ort ein diakonisch geprägter und belebter Ort. Herzliche Einladung: Wir wollen ein offenes und einladendes Haus im Quartier sein!

 

Als Diakonisches Werk Emscher-Lippe werden wir auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund im Marktes der Möglichkeit vertreten sein. Thema: Digitalisierung als Chance und Risiko im Bereich der Pflege und der Werkstätten. (Westfalenhalle 6, Stand F-10)

 

Die eingangs erwähnte Personalmarketing-Kampagne hat viel Bewegung auch nach innen erzeugt: Wir haben im Jahreslauf mit unseren Mitarbeitenden Werte entwickelt, die in unserem Arbeitsalltag wichtig sein sollen: Respekt, Wertschätzung, Vertrauen, Ehrlichkeit, Verbindlichkeit. Damit diese Werte ins Leben kommen, laden im Jahreslauf zu Dialogforen ein, in denen Mitarbeitende mit der Geschäftsführung über dringliche Themen direkt ins Gespräch kommen können. Wichtige Aspekte der Unternehmenskultur zu formulieren, ist Ausdruck der Kirchlichkeit unseres Werkes, neben den längst etablierten gottesdienstlichen Begleitungen von Jubiläen, Einführungen, Verabschiedungen.

 

Als Diakonie wünschen wir ein größeres Interesse der Kirchengemeinde an den Mitgliederversammlungen und an der neu geschaffenen Diakonie Konferenz (erneut geplant für den Herbst), damit die lebendige Bezüge, die es in verschiedenen Kommunen im Alltag gibt, sich auch dort widerspiegeln.